In Japan, am nordwestlichen Fuß des berühmten Vulkans Fuji, liegt ein dichter, geheimnisvoller Wald namens Aokigahara (青木ヶ原), auch bekannt als „Selbstmordwald“. International hat sich dieser Name eingebrannt, da der Wald über Jahrzehnte hinweg als Ort trauriger Schicksale bekannt wurde.
Aokigahara gilt als einer der bekanntesten Orte für Suizide weltweit. Die ruhige, fast gespenstische Atmosphäre des Waldes – bedingt durch den dichten Baumbestand und die poröse Lavasteinstruktur, die Außengeräusche dämpft – lässt ihn wie eine andere Welt erscheinen. Besucher berichten oft, dass sie sich dort von der Welt abgeschnitten fühlen.
Der Wald hat eine besondere Rolle in der japanischen Mythologie und Geistergeschichten gespielt, was sein mystisches Image zusätzlich verstärkt hat.
Schon im 19. Jahrhundert tauchte der Wald in Legenden und Geschichten auf. In der Nachkriegszeit stieg jedoch die Zahl der Suizide deutlich an, was unter anderem mit gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüchen in Verbindung gebracht wird.
Der Wald ist nicht nur geologisch, sondern auch ökologisch bedeutsam. Viele seltene Pflanzen- und Pilzarten wachsen dort.
Es gibt mehrere Erklärungen, warum sich Menschen gerade diesen Ort aussuchen:
Ein bekanntes Buch, „Nami no Tō“ (波の塔, „Der Turm der Wellen“) von Seichō Matsumoto, soll ebenfalls zur Popularisierung beigetragen haben – darin geht es um eine Frau, die sich in Aokigahara das Leben nimmt. Auch andere literarische Werke greifen ähnliche Themen auf.
Die japanischen Behörden und lokale Organisationen setzen seit Jahren Maßnahmen, um die Suizidrate im Wald zu senken:
Außerdem arbeitet man verstärkt mit Schulen, Firmen und sozialen Netzwerken zusammen, um psychische Gesundheit frühzeitig zu thematisieren.
Der Wald wurde durch zahlreiche Filme, Dokumentationen und YouTube-Videos bekannt – oft mit sensationsgieriger oder respektloser Darstellung. Besonders kontrovers war ein Fall im Jahr 2018, als ein Influencer ein Video mit einem Leichnam veröffentlichte. Das führte zu weltweiter Empörung.
Viele Experten kritisieren diese Art der Darstellung, da sie Stigmatisierung fördert, Nachahmer motivieren kann und betroffene Angehörige nicht respektiert.
Es gibt jedoch auch verantwortungsvoll produzierte Dokumentationen, die das Thema Suizidprävention in den Vordergrund stellen und zur gesellschaftlichen Aufklärung beitragen.
In Japan und weltweit gibt es Organisationen, die Menschen in suizidalen Krisen helfen:
Auch Schulen, Arbeitgeber und soziale Netzwerke in Japan haben ihre Unterstützung für psychische Gesundheit in den letzten Jahren verstärkt.
Der Aokigahara-Wald ist ein Ort von natürlicher Schönheit, aber auch ein Symbol tiefer gesellschaftlicher Probleme. Wichtig ist es, nicht nur den mystischen Ruf des „Selbstmordwaldes“ zu betonen, sondern auch über mentale Gesundheit, Prävention und Mitgefühl zu sprechen.
Das Thema sollte nicht tabuisiert, sondern offen und respektvoll behandelt werden – mit dem Ziel, Leben zu retten und Leid zu verhindern.
🧡 Jeder Mensch zählt. Hilfe ist immer möglich.